Barbarossastadt Gelnhausen – Die Kaiserpfalz

Das Bild in Gelnhausen

Gedicht von Max von Schenkendorf

Zu Gelnhausen an der Mauer

Steht ein steinern altes Haupt

Einsam in dem Haus der Trauer,

Das der Epheu grün umlaubt.

Und das Haupt, es scheint zu sprechen:

Starb die ganze deutsche Welt?

Will kein Mann die Unbill rächen,

Bis der Erde Bau zerfällt?

Und das Haupt, es scheint zu grüßen

Fragend uns halb streng, halb mild;

Laß es uns in Demuth küssen,

Das ist Kaiser Friedrichs Bild.

Herrlich hat sein Schloß gestanden

Hier vor langer ferner Zeit,

Als er nach den Morgenlanden

Zog in Gottes heil'gem Streit.

Rothbart, wie so fest gebunden

Hält ein Zauber dich gebannt?

Fließt hier Blut aus offnen Wunden,

Sind das Thränen an der Wand?

Alter Herr, ich kann dir melden

Reiches, schönes Freudenwort.

Schau, dort zielen viel tausend Helden

In die Schlachten Gottes fort.

Und die Welschen sind geschlagen,

Und es siegt das heil'ge Kreuz,

Wieder kehrt aus deinen Tagen

Lebensfülle, Lebensreiz.

Magst nun dich zur Ruhe legen,

Altes stolzes Kaiserhaupt,

Deine Kraft, dein Waffensegen

Wird uns nimmermehr geraubt!

Gottlob Ferdinand Maximilian Gottfried von Schenkendorf (1783-1817) war ein deutscher Schriftsteller. Seine Gedichte aus der Zeit der Befreiungskriege wurden später oft nationalistisch umgedeutet. In Ostpreußen geboren, nahm Max von Schenkendorf u.a. an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Bei einem Duell wurde seine rechte Hand verletzt und er konnte sie nicht mehr bewegen. Später lebte er in Koblenz, wo er auch beerdigt wurde.

Das „steinern alte Haupt“ ist auch heute noch in der Kaiserpfalz zu Gelnhausen erhalten. Seit dem 19. Jahrhundert hat es seinen Platz in der Palaswand gefunden. Ursprünglich war es aber wahrscheinlich nicht an dieser Stelle. Nach neueren Deutungen scheint es sich um eine Allegorie der Eitelkeit zu handeln – ich finde die volkstümliche Bezeichnung „Barbarossakopf“ hat zu dieser Konsole auch sehr gut gepasst J.

Gudrun Kauck, April 2008

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