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Meine Heimatgemeinde Hailer

 

Die Goldhohl

Gold-, Silber- und Manganerz-Bergwerk – später Munitionsdepot der Armee

 

 

Flurbezeichnungen mit „Gold“ kommen in der Umgebung von Hailer an verschiedenen Stellen vor – Goldhohl, Goldberg, Goldborn. Sicher eine Übertreibung, aber sicher ist, dass in und um Hailer über viele Jahrhunderte immer wieder Bergbau betrieben wurde.

Die „Goldhohl“ bezeichnet ein Flurstück zwischen dem heutigen Gelnhäuser Stadtteil Hailer und dem Gewerbegebiet Gelnhausen-Hailer, südlich der L 3483 zwischen Sonnenberg und Grauem Berg gelegen. Heute hat die Goldhohl viel von ihrer ehemaligen Schönheit eingebüßt und besteht nur noch aus einer kleinen Insel mit schütterem Mischwald. Früher stand hier ein dichter Nadelwald, der die Mulden verdeckte, die durch den langen Bergbau entstanden sind. Von den ehemaligen Stollen ist nicht viel erhalten und wegen Einsturzgefahr für die Öffentlichkeit gesperrt worden. Von der Deutschen Wehrmacht wurden die Stollen als Munitionsdepot genutzt. Nach dem Krieg bis in die 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Gebiet dann von den amerikanischen Alliierten genutzt – lange Zeit wurde über B- und C-Waffen (biologische und chemische Waffen) in den Hailerer Stollen spekuliert. In den letzten Jahren wurde das Gebiet renaturiert und wird nach und nach zu einem kleinen geschützten Paradies für heimische Tiere und Pflanzen.

 

Die Geschichte der Goldhohl:

1617 erhielt Graf Wolfgang Ernst zu Ysenburg und Büdingen die kaiserliche Urkunde, die es ihm erlaubte, ein neues Bergwerk zu betreiben und „Kupfer, Silber und Bley“ zu fördern. Ebenfalls wurde ihm und seinen Nachkommen erlaubt, „silberne und goldene Münzsorten nach des Reichs Münzordnung“ schlagen zu lassen.

Noch im gleichen Jahr erschien dann auch der erste Silbertaler (Ø 35 mm) mit der Aufschrift:

Avers: „Wolfgang Ernesto Ysenburgi et Budingae Comiti – Donum dei ex Fodinis propre Heiler (Gabe Gottes aus Hailerer Gruben)

Revers:  “Matthias Rom.Semp.Aug.P.I. decreto 1617

Das Silber aus den Hailerer Gruben reichte aber sicher nicht aus, um alle gewünschten Münzen prägen zu können und so musste immer noch Silber dazu gekauft werden. Auch das Silber aus dem Bergwerk bei Haingründau (ebenfalls im Besitz der Grafen zu Ysenburg) wurde dafür verwendet.

1683 wurden Proben des Silbervorkommens von Hailer untersucht und dabei auch „etwas Gold“ festgestellt. Es kann also sein, dass auch geringe Mengen Gold gefördert wurden.

 

1697 besichtigte der Kammerrat und Keller aus Meerholz, Georg Daniel Hörle, die Bergwerksanlagen zu Hailer und befand die Stollen: „...bis zum neuen Ort und Erz von den Bergleuten gut aufgeräumt...“. Er bestätigte, dass gutes Erz gefunden wird und genehmigte, dass der neue Schacht durch Bohren und Sprengungen weitergetrieben wird.

 

1697 gründete man eine „Bergwerksgesellschaft Hailer“, die Genossenschaftsanteile u.a. an Graf Georg Albrecht zu Ysenburg, Graf Karl August von Ysenburg, Graf Johann Ernst von Ysenburg, Keller Hörle und Rentmeister Vigelius vergab. Der Ertrag blieb allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.

1744 ist Georg Wendelin Fresenius Lehensträger der Hailerer Silber- und Kupferbergwerke.

1768 erhielt Johann Peter Rauch die Hailerer Bergwerke in Erbleihe. Aber alle diese Versuche blieben mehr oder weniger erfolglos.

 

Da die Stollen dann zwar teilweise verschlossen, teilweise auch eingestürzt sind, lebte man in der Hailerer Gemarkung noch lange nach der Bergbauepoche mit den Spuren dieser Zeit.

Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind gerne mit meinem großen Bruder zum „Bergmannsloch“ gegangen bin. Dieser Stolleneingang war zwar nicht mehr zugänglich, aber man konnte noch einen Blick hineinwerfen und bekam einen Eindruck von der Enge in diesen Gängen.

Inzwischen findet man aber kaum noch Spuren von diesem ehemaligen Zugang zum Bergwerk.

 

Ebenfalls auf den Bergbau in Hailer zurückzuführen ist eine Geschichte, die mir von meinem Eltern erzählt wurde. Das Pferd eines Hailerer Bauern war in der Nähe der Goldhohl in einen Stollen eingebrochen und konnte nur mühsam geborgen werden. Der Stollen wurde danach zugeschüttet.

 

Sieht man sich die heutigen Satellitenbilder an, erkennt man die Zusammenhänge zwischen Bergmannsloch, Goldhohl und Einbruchstelle des Pferdes besser.

Auch die Veränderungen der Vegetation sind so gut sichtbar.

 

Und so sieht das Gebiet der Goldhohl heute aus:

 

Die Steilwände sind heute wieder vom Bewuchs befreit.

Früher sicherte man von dieser Anhöhe aus die Landstraße, die in Sichtweite vorbei führt.

 

Lichte Kiefernwälder im Bereich der Goldhohl

 

 

Der gemauert Eingang zu einem der Munitionsdepots – heute sinnvoll als Unterschlupf für Fledermäuse genutzt

Kein See sondern betonierter Untergrund, der ein Versickern nicht zulässt

 

Die alte Umzäunung ist noch erhalten.

Hier patrouillierten früher bewaffnete Soldaten!

 

Und so ruhig und friedlich sieht es heute hier aus!

 

Gudrun Kauck, März 2008

 

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