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Das Läuthäusi

Die ehemalige Dorfkapelle von Hailer

 

Fotografie von Landeskonservator Bickell von 1895

 

 

 

Eine Zeichnung von Gräfin Thekla von Ysenburg-Meerholz

Der Blick von der Heylstraße aus am Haus des ehemaligen Bürgermeisters Weber vorbei zum Läuthäusi

 

 

Das Wahrzeichen von Hailer, es’ Läuthäusi (das Läut-Häuschen), steht an der Pforte, dem ehemals westlichen Zugang zum Dorf. Wahrscheinlich diente der Turm ursprünglich als Wehrturm. Urkundlich erwähnt wurde der Turm zum ersten Mal im Jahr 1460. Sicher war auch vor dem Dreißigjährigen Krieg schon eine Kapelle vorhanden, aber die heutige, dem Turm angebaute Kapelle, weist die Zahl 1743 über dem Türeingang aus. Bei der Renovierung in den achtziger Jahren fand man noch Teile des Friedhofes unter dem Gebäude – es ist also davon auszugehen, dass es auf dem Gelände des Friedhofes errichtet wurde.

 

Hailer gehörte wie auch die Gemeinden Meerholz, Niedermittlau, Gondsroth und Neuenhaßlau gehörten zum Gericht Meerholz und zur Grafschaft Ysenburg-Meerholz – sie waren auch in einem Kirchspiel vereinigt. Ursprünglich gab es dabei eine Kirche (die Laurentiuskirche) mit einem Pfarrer in Niedermittlau – zuständig für die Gemeinden Niedermittlau, Gondsroth und Neuenhaßlau – und eine Kirche (das Läuthäusi) mit Pfarrer bzw. Lehrer in Hailer – zuständig für die Gemeinden Hailer und Meerholz. Erst nachdem die Ysenburger Grafen in Meerholz sesshaft wurden und die ehemalige Kirche des Klosters in eine Schlosskirche umgebaut worden war, wurde diese ab 1744 Kirche auch für die Gemeinden genutzt und der Pfarrer für Hailer und Meerholz in Meerholz sesshaft. Eine zeitlang wurden aber wahrscheinlich auch in Hailer noch Gottesdienste abgehalten.

 

Die Glocke im Turm ist noch heute erhalten und läutet auch heute noch, wenn ein Hailerer Bürger verstorben ist und ihr Geläut begleitet den Leichnam dann auch bis zum Grab.

Der Friedhof – auch Totenhof – hinter dem Läuthäusi wurde bis 1851 benutzt,  heute ist davon aber nicht mehr viel erhalten. Inzwischen wurde ein gemütlicher Garten an der Stelle angelegt und die verbliebenen Grabsteine dort aufgestellt. Die Sandstein-Grabsteine sind schon sehr verwittert. Der Totenhof  befand sich zwischen der Rückwand der Kapelle und der alten südlichen Wehrmauer von Hailer.

 

Die reich verzierte Kanzel aus der Kapelle, die schon viele Jahre nicht mehr genutzt wurde, wurde (weil im Besitz der Grafen von Ysenburg) in den sechziger Jahren nach Büdingen gebracht und steht heute in der Marienkirche in Büdingen. Einige Jahre wurde die Kanzel zuvor noch in der Trauerhalle benutzt, ehe sie auf nicht nachvollziehbaren Wegen nach Büdingen verbracht wurde.

 

Wie lange das Läuthäusi noch als Kirche genutzt wurde, kann man nicht mehr genau sagen – ob es überhaupt noch als Kirche genutzt wurde?. Wahrscheinlich sollte es eigentlich größer gebaut werden und als Nebenkirche zu der Kirche in Niedermittlau genutzt werden. Da aber die Grafen ab 1744 in Meerholz sesshaft wurden und die große Schlosskirche der Bevölkerung öffneten, wurde die kleine Kapelle eigentlich überflüssig.

 

Später waren dann aber eine Apfelkelterei darin untergebracht und ab 1958 diente das Gebäude als Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Hailer. Der Bauhof der Gemeinde hatte einen Raum für Werkzeug darin,  lange diente es als Lagerraum für einen Kiosk und auch eine öffentliche Toilette war in dem alten ehrwürdigen Gebäude untergebracht. Heute dient der in den achtziger Jahren  renovierte Raum als Versammlungsraum für die Hailerer Landfrauen.

 

Zwei Sühnekreuze, die in Gelnhausen zwischengelagert waren, wurden inzwischen wieder vor der Kapelle aufgestellt. Sie standen ursprünglich weiter westlich an der Straße nach Meerholz und erinnern an ein schweres Unglück oder gar einen Mordfall. Genau weiß das leider niemand mehr.

 

 

Die Hailerer Pforte mit Läuthäusi um 1925

 

1980

1990

1994

2005

 

2004

 

                          Blick vom Totenhof aus                                      2007                             Vom Dorf nach Süden

                                 

Die Jahreszahl 1743 und das Ysenburger Wappen über der Eingangstür

 

>>> Die Legende um das Wappen der Isenburger / Ysenburger

 

 

Die Eingangtür mit dem Ysenburger Wappen (1980)

 

...und erneuert im Jahr 2007

 

Die Kanzel mit dem Ysenburger Wappen und der Jahreszahl 1745,

die für das Läuthäuschen geschaffen wurde, steht heute in der Marienkirche in Büdingen (Foto rechts)

>>> siehe auch: Marienkirche in Büdingen <<<

 

Die Reste des Totenhofes (1994)

 

Aus dem Friedhof wurde 2007 eine liebevoll eingerichteter Garten

 

Der große noch erhaltene Grabstein wurde 1776 vom Hailerer Schöffen Georg Heil

für seine jung verstorbene Ehefrau Anna Catharina Heil errichtet

 

 

Zwei Sühnekreuze, die früher an der Landstraße in Richtung Meerholz standen,

haben jetzt einen Platz vor dem Läuthäusi bekommen

 

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G.K.  2005/07

 

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