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Der Sauste Hof

Zunfthaus und Gastwirtschaft in der Heylstrasse 9

 

 

Der Sauste Hof - ein Foto aus dem Jahr 1895

Man kann erkennen, dass damals noch alle Häuser sichtbares Fachwerk hatten.

Ganz rechts hinten im Bild das große Haus steht schon außerhalb des ehemaligen Dorfbereiches an der neuen Straße. Die dreiseitige Hofanlage Heylstraße 9 mit dem ältesten Fachwerkhaus Hailers von 1543 war früher ortsbildprägend.

 

 

 

Der Sauste Hof  (Foto 1990)

Auf dem Gelände und vielleicht auch auf den Mauern des ersten Königshofes wurde die Herberge im alten Dorfkern von Hailer errichtet. An der Heylstraße gelegen – der ursprünglichen Durchgangsstraße – war das Gasthaus über Jahrhunderte die Einkehr der Durchreisenden und Zunfthaus für die Einheimischen. Das Gasthaus Saust gab es bis 1923.

 

 

2007

Einer der drei Hailerer Dorfbrunnen

Er trägt die Jahreszahl 1709 und das ysenburgische Wappen

(hier österlich geschmückt)

 

2007

Die Toreinfahrt zum Sauste Hof datiert auf das Jahr 1800

Das Gebäude im Hintergrund dürfte der älteste Teil des Anwesens sein und steht wahrscheinlich

sogar auf den Fundamenten des alten Königshofes – also auf die Zeit um 800n.Chr.

 

 

Das eindrucksvolle Fachwerkhaus in der Heylstraße 9 ist die ehemalige Gaststätte „Saust“. Wahrscheinlich wurde es auf den Fundamenten der Herberge des ehemaligen Königshofes errichtet. Viele Jahrhunderte befand sich also an gleicher  Stelle ein Gasthaus und eine Herberge für Durchreisende.

 

Da das Gasthaus über viele Jahrhundert auch das Zunfthaus der Kinzigtaler Zünfte war, hingen in früheren Jahren kunstvoll verzierte Schilder der einzelnen Zünfte an dem Haus. Auch das Wirtsschild muss eine besonders schöne Schmiedearbeit gewesen sein.

 

Die Konzession zum Ausschank lag früher bei der Standesherrschaft, deshalb konnte das gräflich ysenburgische Haus bestimmen, wer das Recht zum Betreiben einer Wirtschaft erhielt. Im 17. Jahrhundert wurde fast ausschließlich Wein aus dem Hailerer Weinberg verkauft. Bier und Branntwein durfte der Wirt selbst brauen!

 

Als Zeichen besonderer Ehre wurde der 1709 gebaute Gemeindebrunnen vor dem Gasthaus errichtet. Er trägt die Insignien der Grafen von Ysenburg-Büdingen in Meerholz als Standesherrschaft.

 

Seit 1715 ist das Gasthaus als Erbleihgaststätte nachweisbar – Johann Jakob Hartmann gibt die Wirtschaft an seinen Sohn usw. 1778 muss der Ernst Heinrich Hartmann dieses Recht wegen schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen an Johann Konrad Euler verkaufen, was allerdings erst nach langem Rechtsstreit möglich wurde.

 

Gegenüber dem gräflichen Haus als Besitzer des Gutes bestand die Verpflichtung alles in einem ordentlichen Zustand zu erhalten, keine überhöhten Preise zu verlangen, unzulässige Gelage zu verbieten und zweifelhafte Zusammenkünfte nicht zu dulden. Dafür bekam der Erbpächter die Zusage, dass es keine andere Wirtschaft in Hailer geben dürfe, dass nur er Bier und Schnaps brennen durfte und u.a. auch die Erbleihe mit Hypotheken belasten zu dürfen. Da auch Frondienste und Abgaben an die Gemeinde zu leisten waren, war die Erbleihe eigentlich schon fast wie eigener Besitz zu beurteilen.

 

1794 übernimmt Johann Heinrich Weber (Schwiegersohn von Euler) die Erbleihe. In einer Urkunde ist festgehalten, dass die Gemeinde Hailer den Wirt Weber für verlorenes Land, das für die Erweiterung des Kirchhofes am Läuthäusi und für den Ausbau des Gelnhäuser Landweges gebraucht wurde, entschädigen müsse.

 

1837 übernimmt der Sohn Johann Heinrich Weber das Gasthaus.  Durch die politische Veränderungen 1848 wurden die „Lehns-Meyer“ abgeschafft. 1851 ging deshalb die Hailerer Erbleih-Gastwirtschaft in privaten Besitz über.

 

1881 heiratet der aus dem Harz stammende gräflich ysenburgische Hofkoch Friedrich Saust die Tochter der Wirtsleute. 1886 übernimmt er zusammen mit seiner Frau dann die Gastwirtschaft. Da der Sohn der Beiden die Gastwirtschaft aus gesundheitlichen Gründen nicht übernehmen konnte, endete der Wirtsbetrieb im Jahr 1923.

 

 

Der vermutlich älteste Teil des Anwesens zur südlichen Begrenzungsmauer

 

Ein früher sehr häufig genutzter Durchgang zur Gelnhäuser Strasse

 

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G.K. – 2005/07

 

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