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Hesseldorf – Unser Stadtteil von Wächtersbach

 

Die alte Dorfglocke

 

 

Die alte Hesseldorfer Dorfglocke wird nun einen würdigen Platz auf dem Friedhof finden. Die Glocke ist von historischem Wert, weil sie in dieser Form ca. 140 Jahre bei Freud und Leid in der Gemeinde geläutet hat. Nicht nur zu Beerdigungen - wie die heutige Glocke in der Alten Schule - sondern sie rief auch die Schüler aus Hesseldorf und Weilers zum Unterricht, sie läutete bei gemeinsamen Gebetstunden in der Schule, aber auch bei Feuer, bei Gefahr, bei Kriegsereignissen und zum Jahreswechsel.  Sie läutete um 11 Uhr das Mittagsläuten, damit die Bauern zum Essen nach Hause gehen konnten und sie läutete um 17 Uhr, um die Tagesarbeit zu beenden. Für den Tagesablauf war dieses Uhrzeitläuten wichtig, weil damals ja nicht jeder eine eigene Uhr besaß und durch den markanten Standort hoch über dem Dorf, konnte man sie überall hören. 

 

Es ist eine sehr alte Glocke. 1715 bekam Hesseldorf ein eigenes Schulhaus, in das auch die Weilerser Kinder zur Schule gingen, und vermutlich hat diese Glocke dann auch schon bald geläutet. 1837 wurde ein neues Schulhaus gebaut und auf den Bauplänen erkennt man ein Glockentürmchen, in dem die Glocke einen schönen Platz hatte.

 

Staatsarchiv Marburg: hesseldorf_180GNNr3068

 

1849 war die Glocke aber gesprungen und man entschied - zusammen mit Weilers - dass die Glocke umgegossen wird. Den Auftrag im Wert von 50 Gulden bekam die Firma Bach in Windecken, die sie vermutlich auch gegossen hatte.

Die Glockengießerfamilie Bach goss im 18. und 19. Jahrhundert in vier Generationen über 400 Glocken. Viele der größeren Glocken wurden leider während der Weltkriege für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Es gibt noch erhaltene kleine Glocken z.B. in Hain-Gründau, Büdingen, Meerholz, Hailer, Herrnhaag und Neuenhasslau. Die Glockengießerei Bach existiert heute nicht mehr, aber der gute Ruf der Firma und der besondere Klang der Glocken ist noch erhalten.

Die umgegossene Hesseldorfer Glocke erhielt die Inschrift:

PHHBACH zu Windecken 1849 (Abkürzung steht für: Philipp Heinrich Bach)

 

Fast 140 Jahre war die Glocke ohne größere Probleme im Einsatz. Doch dann riss 1988 während der Beerdigung von Frau Frieda Werth die Klöppelaufhängung. Noch während der Beerdigung reparierten Thomas Loch und Herbert        Geschwindner notdürftig mit dem Ledergürtel von Herrn Loch.

1989 kam dann das endgültige Aus für die Glocke, als man einen Riss am Glockenkörper feststellte. Die Stadt Wächtersbach entschied, dass eine Reparatur, die ca. 3000 DM kosten sollte, genau so teuer wäre wie eine neue Glocke. Man entschied sich deshalb für eine  neue Glocke. Die neue Glocke ist eine gebrauchte Glocke aus dem Jahr 1986, die von der Glockengießerei Rincker in Sinn für einen Dreiklang gegossen wurde. Sie hat seit 1990 nun den Platz im Dachgeschoss der Alten Schule eingenommen und läutet elektrisch gesteuert zu Beerdigungen.

 

Die alte Glocke wanderte in den Keller und sollte "irgendwann" eventuell einen geeigneten Platz in Hesseldorf finden. Als wir 2010 für die Hesseldorfer Chronik nach der Glocke suchten, hatte man sie schon fast vergessen. Im Zuge der Dorferneuerung hat sie nun hier einen würdigen Platz gefunden. Läuten kann sie nicht mehr, aber vielleicht nachfolgende Generationen daran erinnern, was für eine Bedeutung eine so bescheidene Glocke für die Hesseldorfer und die Dorfgemeinschaft einmal hatte.

 

In diesem Glockenhäuschen auf dem Friedhof wird die alte Dorfglocke einen würdigen Platz finden.

 

Die Glocke ist im Mai 2022 an ihrem endgültigen Plätzchen angekommen.

 

Um das Glockenhäuschen werden die Hesseldorfer Urnengräber angelegt.

 

Die Glocke, die 1849 umgegossen wurde, hat viel erlebt,

kann aber leider nicht mehr läuten, da der Klöppel nicht mehr erhalten ist.

 

  Gudrun Kauck Juli 2021/Mai 2022

 

Ich bin immer auf der Suche nach alten bzw. älteren Aufnahmen von Hesseldorf,

die man in einer Gegenüberstellung „Früher und Heute“ zeigen könnte.

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Gudrun Kauck

 

 

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