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Phantom der Oper

Budapest

 

Budapest, Madach Theatre, 22. Juli 2008

Bericht von Kathy E.

 

Besetzung:
Phantom: Sasvári Sándor
Christine: Mahó Andrea
Raoul: Homonnay Zsolt
Carlotta: Röser Orsolya
Piangi: Gerdesits Ferenc
Monsieur Andre: Mikó István
Monsieur Firmin: Weil Róbert
Madame Giry: Bencze Ilona
Meg: Várady Viktória
Bouquet: Vikidál Gyula
Monsieur Reyer : Bognár Zsolt
Monsieur Lefevre : Lőte Attila

Ich schreibe nun ein wenig zu den Szenen, an den Bühnenbildern, Kostümen und der Regie hat sich nichts geändert. Interessant ist nur, wie unterschiedlich sie ausgelegt wird. 2007 schlecht, 2008 sehr gut.

AKT 1:

AUKTION:
Besonders hervorzuheben ist hier Raoul. Er hat mit einer Sanftheit gesungen, die mich gerührt hat. Man hat ihm angesehen wie er in Erinnerungen schwelgt und wie sehr ihm die Ereignisse von damals nahe gingen.

HANNIBAL:
Die Kostüme finde ich teilweise immer noch nicht berauschend, aber gestern haben sie mich nicht so gestört. Es haben alle sehr gut harmoniert. Ein schönes Zusammenspiel. Als Christines Moment kam, hat man ihr angesehen wie sie sich über diese Chance gefreut hat. Diese Christine war sanft, lieblich, aber dennoch hat man ein wenig ihrer Stärke schon gesehen. Ihr „Denk an Mich“ war schön und mit viel Kraft gesungen. Eine Stimme, die jedes Haus zum Beben bringt. Sie hat für diesen Augenblick gelebt. Schön war wieder als eine rote Rose aus der Loge des Phantoms zu Christines Füssen fiel.
Interessant fand ich auch immer wieder Christines Blicke, als Madame Giry über das Phantom oder „er wird zufrieden sein“ nach ihrem Auftritt sprach. Sie hat sich schon gefragt, was hier vorgeht, es aber nicht ausgesprochen.

ENGEL DER MUSE/SPIEGEL:
Meg hat sich sehr für Christine gefreut und wollte wie immer wissen, wem sie das zu verdanken hat. Dann zog Christine sie in ihre Garderobe. Sie erzählte voller Enthusiasmus von ihrem „Engel“.
Die beiden harmonierten stimmlich perfekt zusammen. Dann wurden sie von Madame Giry unterbrochen. Madame Giry übergab Christine den Brief von Raoul. Das Wiedersehen von Raoul und Christine war sehr herzlich. Dennoch wich sie etwas zurück. Als er versuchte sie zum Essen zu überreden, meinte sie, daß es nicht ginge. Christine stand noch im Gedanken versunken da, als Raoul schon verschwunden war. Sie lief ihm noch hinterher und versperrte dann die Tür. Dann donnerte auch schon die Stimme des Phantoms durch das Theater und Christines Garderobe. Gänsehaut pur. Ich bin wieder so gesessen, daß ich ihn nicht im Spiegel sah, erst als ein wenig heraus trat, habe ich seine Präsenz auch gespürt. Sehr einladend. Christine bewegte sich zögerlich auf den Spiegel zu und schon hatte er sie erreicht. Sanft umschlang er sie mit seinem Umhang und nahm sie bei der Hand.

DAS PHANTOM DER OPER:
Eine wundervolle Szene, die ich hier auch immer mehr zu schätzen weiß. Ist aber auch diesen beiden Darstellern zu verdanken. Es ging diesmal so schnell und schon waren wir im Lair des Phantoms.
Diese beiden Stimmen passen so gut zueinander und auch so harmonieren die zwei perfekt. Ein eingespieltes Team. Als Christine sich im Boot erhob, schlang er wieder sanft seinen Umhang um sie und bewegte sie dazu sich hinzusetzen. Als sie in seinem Reich angekommen waren, hob er sie sanft aus dem Boot und bat sie zu singen. Sie folgte ihm, während er Hut und Umhang ablegte. Die Stimme von Christine war wundervoll, je höher sie sang. Er stellte sich zu ihr, kam von hinten an sie heran, schlang seine Arme um sie. Ein Arm um ihre Taille, und ein anderer bei ihrem Kopf, so dass sie sich ihre Seele aus dem Leib singen konnte. Teilweise kam noch der Lehrer in ihm durch. Danach fiel sie um.

 

MUSIK DER NACHT:
Als sie wieder zu sich kam, lag sie wie gebannt am Boden. Er konnte sie mit seiner Stimme beruhigen. Dann wurde der Tisch auf dem sie lag, wieder mitsamt Christine nach oben gefahren. Ja, er hat Christine auch berührt, aber er hat es nicht so „klebrig und machohaft“ gemacht wie das Phantom 2007. Er war sanft und liebevoll. Er hat den Umhang ein wenig aufgemacht, aber fuhr ihr nicht wild übers Dekolleté. Er streifte über ihren Körper. Er war der sanfte Verführer – mit Stimme und Händen.
Als er sie hoch hob und sie zum Spiegel brachte, war er wieder sehr liebevoll. Christine sah sich im Spiegel, das Phantom küssend, ging schockiert einen Schritt nach vorne und fiel dann in Ohnmacht. Er fing sie sanft auf und bewegte sie in seinen Armen wie einen Engel. Stimmlich war er wirklich sehr gut. Er schaffte die hohen, aber auch sanften Töne sehr gut und ich war richtig gerührt nach dieser Szene. Ob laut oder leise, er konnte mich überzeugen.

SCHLIMMER ALS EIN ALPTRAUM:
Die Orgel war zu hören und danach die Spieluhr. Dann begab er sich zu Christine und deckte sie zu. Danach ging er zu seinem Schreibtisch und schrieb wie ich vermute an seinem „Don Juan“. Das Buch sah so aus, wie jenes von Don Juan. Kann natürlich auch etwas anderes gewesen sein. Christine erwachte und sah sich um. Sie fragte sich wo sie nur war und dann sah sie ihn. Sie legte sich wieder hin und stellte sich schlafend. Dann kam er wieder zu ihr und eh er es sich versah, hatte sie ihn demaskiert. Ein Aufschrei von Christine war zu hören. Er war noch eine Weile an ihrer Seite, ehe er auf die andere Seite lief. Er war wütend, aber nicht so wütend. Langsam bewegte er sich um seinen Tisch herum auf sie zu. Christine war verunsichert und ängstlich. Aber auch den Tränen nahe. Christine war verunsichert und ängstlich. Aber auch den Tränen nahe. Zuerst kniete er und stand dann auf. Er stand ein Stück weit weg von ihr und hielt sich die Hand vor die entstellte Seite. Christine versuchte ihm die Maske zu geben, was er erst beim zweiten Mal zu bemerken schien. Nachdem er sie wieder hatte, berührte er Christines Wange. Sie war starr vor Schreck und dann ging alles ganz schnell…er brachte sie zurück. Das hat sie doch sehr verwundert.

MAGICAL LASSO:
Hier ist mir zum ersten etwas Neues aufgefallen. Das Phantom brachte Christine zurück und übergab im Vorbeigehen Madame Giry den neuen Brief. Die Warnungen von Madame Giry ließen Bouquet wieder kalt.

BRIEFE I/PRIMADONNA:
Die Szene war wundervoll und mit viel Leidenschaft gespielt. Es ist schön, das Phantom bei den Briefen im Spiegel zu sehen. Hier drückt er auch körperlich aus, was in ihm vorgeht und was er sich wünscht. Es ist schön, es live zu erleben.

IL MUTO:
Eine lustige Szenen wie wir sie alle kennen. Der Lacher des Phantoms war spitze und auch das Gequake. Aber ich weiß nicht, wo das Phantom zu finden ist. Das muss ich erst rausfinden. Nach der Ermordung von Bouquet und der großen Panik, gings auch schon hinauf aufs Dach.

WARUM SO WEIT HINAUF/RAOUL ICH SAH IHN/MEHR WILL ICH NICHT VON DIR:
Eine wundervolle Kulisse. Einfach traumhaft. Man fühlt sich wirklich wie am Dach der Oper.
Christines Angst war deutlich zu spüren, aber dennoch hatte man den Eindruck, dass sie sich gern an die Nacht mit dem Phantom erinnerte. Im Hintergrund tauchte das Phantom auf und beobachtete die beiden. Er litt – und wie er litt. Der Kuss tat ihm spürbar weh. Ich wusste nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte – ich pendelte zwischen Phantom, Christine und Raoul. Als beide vom Dach verschwunden waren, spürte man noch mehr, wie sehr verletzt er war. Als er die beiden im Hintergrund singen hörte, schlug es in Wut um. Diese Wut entlud sich, als der Kronleuchter zu Boden fiel. Es wirkt nicht so bombastisch wie im Original, aber es ist richtig liebenswert und ging auch diesmal viel zu schnell.

 

AKT 2:


ENTRE´ACTE/MASKENBALL/WAS ERSCHRECKT SIE SO MONSIEUR:
Mit der Maskenball-Melodie wurde das Publikum aus der Pause in den 2. Akt geholt.
Ich konnte es kaum noch erwarten. Diesmal gefiel mir die Szene auch besser als zuletzt.
Man spürte auch hier wie sehr Raoul seine Christine liebt, wie zuvor schon am Dach.
Er ist sehr einfühlsam, so einfühlsam wie ich selten einen Raoul erlebt habe. Er will sie nur beschützen. Ein Maskenball ohne Dummies, die Stiege schiebt sich nach vorn und hinten. Christine versucht ihre Verlobung - wie wir es kennen – geheim zu halten. Sie spürt etwas. Während alle anderen Teilnehmer des Balles „erstarren“ wird Christine von Phantom-ähnlichen Wesen durch den Saal gedreht. Ein Tänzer sieht auch genau wie das Phantom aus – taucht auf und verschwindet wieder. Sie sieht aber nicht so verbissen und erschreckend aus wie zuletzt diese Christine. Ja, sie hatte Angst und spürte auch die Gefahr. Sie flüchte sich in die Arme von Raoul. Dann tauchte ER auf. Ein bombastischer Auftritt. Er dominierte eindeutig das Geschehen. Dann warf den Direktoren seinen „Don Juan“ zu. Nachdem er alle ein wenig erschreckt hatte, wendete er sich Christine zu, die wie magisch zu ihm kam. Aber sie erschrak, als er ihr die Kette vom Hals riss.

BRIEFE II/HIER STEH ICH ALLEIN:
Nachdem Raoul mit Madame Giry gesprochen hatte, ging es direkt ins Büro der Direktoren.
Nach und nach kamen Carlotta , Piangi, dann Raoul und Christine dazu. Christine ist richtig wütend als Carlotta auf sie los geht. Sie will sich das nicht gefallen lassen. Als der Brief des Phantoms vorgelesen wird, war es auch wieder schön zu beobachten, wie das Phantom/Erik Destler sich verhält. Bei Christine wird er schön sanft und beobachtete ihre Reaktionen. Es ist schön, das live zu erleben. Hier und heute habe ich es nicht vermisst, dass es nicht so mystisch wie im Original war. Ich habe mich jedesmal gefreut, das Phantom zu sehen. Christine selbst wusste nicht was sie tun sollte. Sie war ziemlich fertig. Es lag ein Flehen in ihrem Blick, als sie Raoul bat, sie nicht bei diesem gefährlichen Spiel mitmachen zu lassen. Sie konnte und wollte es nicht tun. In dem Moment war ihre Zerrissenheit - für mich – sehr spürbar. Als alle sie immer bedrängten, verließ sie sehr schnell das Zimmer.

DON JUAN PROBE/KÖNNTEST DU DOCH WIEDER BEI MIR SEIN/HILFLOSES KIND:
Die Probe war sehr schön anzusehen. Christine zuckte immer zusammen, wenn Piangi das Lied falsch gesungen hatte. Je öfter, er das machte, desto öfter zuckte sie zusammen. Es war witzig anzusehen. Auf die Warnungen von Madame Giry hat auch keiner gehört und schon ging das Klavier los. Christine nahm ihren Umhang vom Stuhl und legte sich ihn um. Dann sang sie wie im Gedanken versunken, die uns sehr bekannten Zeilen: „Er sang….“. Hinter ihr schob sich der Spiegel aus der Probe von Juan hoch. Schon war der Friedhof in all seiner Pracht zu sehen. Christine ging auf das Grab ihres Vaters zu und sang mit soviel Gefühl und Kraft. Ich hatte richtige Gänsehaut und fühlte mit ihr. Ich konnte ihre Trauer und Hilflosigkeit spüren, aber auch den Drang es ändern zu wollen.
„Hilfloses Kind“ war traumhaft – alle drei haben stimmlich so gut harmoniert. Erlebe ich auch sehr, sehr selten. Ich finde es gut, dass sie hier das Terzett haben. Der Kampf der beiden Männer um Christine war sehr hart. Christine wollte zum Phantom, wollte ihn berühren und beinahe wäre es auch passiert. Aber Raoul konnte sie noch zurückhalten. Ich finde die Szene hier sehr gut gemacht, als er hinter dem Grabstein auftaucht und sich die beiden so immer wieder nähern. Die Feuerbälle waren diesmal auch besonders heftig.

 

DON JUAN/LETZER SCHRITT:
Don Juan mit Phantom und Christine haben alles bisher Gesehene gesprengt. Es hat geknistert.
Christine erkannte ihn sofort und wollte zuerst weg. Aber kaum war sie in seiner Nähe, wollte sie mehr, um dann doch immer wieder die Vernunft aus sich sprechen zu lassen. Es war ein Kräfte messen – von beiden. Sie haben sich gegenseitig gereizt. Sie hat es sichtlich genossen und das Phantom hat auch gezittert als er sie, als sie noch am Tisch stand, berührte, bevor er sie runter hob.
Ich glaube, dass hat er auch gespürt und das ist vielleicht der Grund warum sich die Kapuze runterzieht und sich selbst zeigt. Christine wirkte auch nicht erstaunt. Ich glaube, sie hat sich nur gewundert, dass er sich vor allen zeigt. Den Grund der Demaskierung habe ich aber noch nicht rausgefunden. Ich bin noch am grübeln, was sie damit erreichen wollte. Aber ich komme der Wahrheit schon näher. Ich denke noch nach.

 

FINAL LAIR:
Eine sehr gefühlvolle Szene. Er war nicht brutal, aber wütend und am Ende. Verletzt und ohne Ausweg. Als Christine ihm sagte, dass nicht sein Gesicht das Problem wäre, sah er zunächst verwundert aus, um gleich wieder seine „harte“ Seite zu zeigen. Als er Christine von seinem Schicksal erzählte, legte er seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie war den Tränen nahe. Dann tauchte Raoul auf. Es klang toll, als die Gitter wieder runter ratterten, als Raoul und Christine versuchten zu flüchten. Irgendwie freute sich das Phantom, dass Raoul nun aufgetaucht war. Als er Raoul die Schlinge um den Hals lag, schrie Christine auf. Jetzt war sie auch wütend. Sie war enttäuscht und ebenso am Ende. Das Phantom riss Christine von Raoul los und warf sie auf die andere Seite zu Boden. Sie war so fertig. Dann kam er zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Ihre Blicke trafen sich und Christine schien nun zu verstehen. Als er sie bat sich zu entscheiden, stand der in der Mitte und verschränkte die Arme hinter sich. Sanft begann Christine nun auf ihn einzureden und seine Mimik änderte sich deutlich. Er schluckte und man spürte wie sehr ihm das nahe ging. Er drehte sich um und sagte laut: „Christineeeee“. Dann auf den Punkt genau, begann die „Engel-Melodie“. Es hat so gut gepasst wie noch nie. Christine ging langsam auf ihn zu, berührte seine entstellte Seite und küsste ihn. Er zitterte noch, schlang dann seine Arme um sie und hob sie hoch. Beide ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Die beiden waren sehr lang beieinander. Ein sehr intensiver Moment. Dann hörte man auch schon den Mob. Er schickte beide weg, aber Christine wollte nicht gehen. Als sie zurück kam, um ihm den Ring zu geben, war auch sehr traurig. Sie legte ihm den Ring in die Hand und wollte gehen. Er hielt ihre Hand fest und sagte, dass er sie liebe. Sie drehte sich zu ihm und sie waren sich sehr nah. Gesicht an Gesicht. Gehen wollte sie nicht, doch die Vernunft hielt sie zurück. Ein sehr trauriges Ende.

Mein Fazit:
Phantom und Christine sind ideal besetzt und so stark im Schauspiel und Stimme, noch stärker als auf der CD. Raoul ebenso. Es war auch für mich schwierig, zwischen den beiden zu wählen.
Diese Inszenierung funktioniert nur mit einer starken Besetzung. Alle waren sie ideal besetzt.
Ich weiß jetzt schon, daß mir Dinge im Original fehlen werden, die ich hier gut finde. Aber auch umgekehrt. Ich möchte es noch oft genug in Ungarn sehen, aber wenn dann mit dieser Cast.

Zum Schlußapplaus: Am liebsten wäre ich aufgesprungen. So guuut wars! Ich konnte mich vor Begeisterung nicht halten. Nach dem 1. Akt kam der Applaus bei mir zögerlich, weil ich so emotional fertig war, passierte auch im 2. Akt. zb beim Friedhof.

 

Kathy E, Juli 2008

 

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Ein schöner, sehr emotionaler Bericht.

Danke dir, Kathy, dass du uns so ausführlich berichtet hast

und an deinen Eindrücken teilhaben lässt.