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Sweeney Todd

The Demon Barber Of Fleet Street

 

 

Musik und Songtexte: Stephen Sondheim

 

Buch: Hugh Wheeler, nach einer englischen Groschenroman-Serie von 1846

          und dem Schauerroman „A String of Pearls“ von 1847

 

Uraufführung: 01. März 1979 im Uris Theatre, New York (Regie: Harold Prince)

 

Die Handlung des Musicals (nicht ganz identisch mit der Handlung des Films):

 

19. Jahrhundert: Nach vielen Jahren taucht der Barbier Benjamin Barker wieder in London auf. Er hat sich in den 15 Jahren seiner Abwesenheit völlig verändert und nennt sich nun Sweeney Todd. Er ist zurückgekommen, um sich an Richter Turpin zu rächen, der Barkers schöne Frau Lucy begehrt hat und Benjamin deshalb eines Verbrechens anklagte, das er gar nicht begangen hat. Benjamins Leben ist verpfuscht – er sinnt nur noch auf Rache. Seine Rachegelüste treiben ihn bis zur Mordlust.

Am Ort des früheren Lebens zurück, lockt er jeden, der ihm beim Erreichen seines Ziels – der Rache an Richter Turpin – im Wege steht, auf seinen Barbierstuhl und tötet ihn rücksichtslos mit seinem Rasiermesser.

Seine Vermieterin, Mrs. Lovett, die im gleichen Haus Fleischpasteten backt und verkauft, wird zu seiner Verbündeten. Sie ist in Benjamin verliebt und hilft ihm dabei, die Leichen zu beseitigen. Gleichzeitig profitiert sie selbst davon, indem sie die Körper in ihre Fleischpasteten verarbeitet – die dadurch sehr an Geschmack gewinnen und zu einem guten Geschäft werden. Die sinnvolle Konstruktion eines Barbierstuhls mit Falltürmechanismus sorgt für reibungslose und unauffällige Beförderung direkt in Mrs. Lovetts Arbeitsraum.

Der junge Matrose Anthony war auf dem Schiff mit Sweeney Todd zusammen nach London gekommen. Er verliebt sich in Johanna, ein schönes Mädchen, das Richter Turpin als Mündel zu sich genommen hat. Der lüsterne Richter begehrt sie und als er Anthony entdeckt, steckt er Johanna kurzerhand in eine Irrenanstalt. Sweeney weiß nicht, dass Johanna seine Tochter ist, aber er rät Anthony, die junge Frau zu befreien. Beinahe wäre dann auch seine Tochter Johanna zu einem Opfer von Sweeney geworden, weil er die als Junge verkleidete junge Frau nicht erkennt. Nur durch einen Zufall kann sie ihm entkommen.

Eine Bettlerin, die sowohl vor dem Haus des Richters als auch vor Sweeneys Haus auftaucht, lässt Sweeney vermuten, dass sie seine Machenschaften durchschaut und seine wahre Identität erkannt hat. Auch sie wird beseitigt – sehr zur Freude von Mrs. Lovett.

Endlich gelingt es Sweeney auch den Richter auf seinen Barbierstuhl zu bekommen. Auch er wird umgebracht – doch plötzlich wendet sich alles! Sweeney erkennt in der Bettlerin seine geliebte Frau Lucy. Daraufhin befördert er Mrs. Lovett, die die Bettlerin kannte und ihm ihr Wissen verschwiegen hatte, postwendend in ihren eigenen Backofen. Anthony hört die Schreie der Frau und will ihr zur Hilfe kommen. Nun wird auch Sweeney Todd zum Opfer eines Rasiermessers.

 

 

Klingt bizarr und unrealistisch? Ja, kann sein – aber das alles hat Tim Burton in Bilder umgesetzt und einen Film daraus gemacht! Sicher kein Film für Jedermann – es wird gemordet und es wird gesungen. Eine merkwürdige skurrile Kombination!

 

Musical/Horror - USA 2007
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren - 116 Min. - Verleih: Warner 

Im Kino seit 21.02.2008

Die Darsteller im Film:

Sweeney Todd

Mrs. Lovett

Judge Turpin

Beadle Bamford

Signor Adolfo Pirelli

Johanna

Anthony Hope

Beggar Woman

Tobias Ragg

 

Johnny Depp

Helena Bonham Carter

Alan Rickman

Timothy Spall

Sacha Baron Cohen

Jayne Wisener

Jamie Campbell Bower

Laura Michelle Kelly

Ed Sanders

 

Die Songs:

 

  1. The Ballad Of Sweeney Todd

Company

  1. No Place Like London

Sweeney, Anthony, Beggar Woman

  1. The Barber And His Wife

Sweeney

  1. The Worst Pies In London

Mrs. Lovett

  1. Poor Thing

Mrs. Lovett, Sweeney

  1. My Friends

Sweeney, Mrs. Lovett

  1. Green Finch And Linnet Bird

Johanna

  1. Ah, Miss

Anthony

  1. Johanna

Anthony

  1. Pirelli's Miracle Elixir/The Contest

Tobias, Pirelli, Mrs. Lovett, Sweeney

  1. Wait

Mrs. Lovett

  1. Kiss Me

Anthony, Johanna

  1. Ladies In Their Sensitivites

Beadle, Judge Turpin

  1. Pretty Women

Judge Turpin, Sweeney

  1. Epiphany

Sweeney

  1. A Little Priest

Mrs. Lovett, Sweeney

  1. God, That's Good!

Tobias, Mrs. Lovett, Sweeney, Ensemble

  1. By The Sea

Mrs. Lovett

  1. Not While I'm Around

Tobias, Mrs. Lovett

  1. Parlor Songs

Mrs. Lovett, Beadle, Tobias

  1. City On Fire

Company

  1. Searching

Mrs. Lovett, Sweeney

  1. Beggar Woman's Lullaby*

Beggar Woman

  1. Final Sequence

Company

 

Nun aber zu meinen Eindrücken vom Film:

 

Der Eindruck, der bei mir nach dem Kinobesuch geblieben ist, ist nachdenklich und melancholisch. Ein merkwürdig gemachter Film, der den kompletten Fokus auf des Morden und das viele Blut lenkt – von dem aber trotzdem nicht diese Szenen in Erinnerung bleiben, sondern die wunderschöne, düstere Musik und das eher unerwartete, traurige Ende.

 

Johnny Depp ist auf den ersten Eindruck nicht die richtige Besetzung für diese Rolle – und doch, obwohl er so seltsam deplaziert wirkt, erfüllt er genau die richtigen Voraussetzungen. Die opernhafte, sehr düstere Musik von Stephen Sondheim – es gibt nur sehr wenige Dialoge – bekommt durch die Stimme von Johnny Depp einen Touch Selbstverständlichkeit. Wie schwierig diese Songs zu singen sein müssen, hört man erst, wenn man die CD in Ruhe und ohne „störende“ Bilder anhören kann. Nein, es ist kein „Gesang“ im üblichen Sinn und manchmal trifft er auch nicht den richtigen Ton, aber die Aussage der Songs stimmt immer – unterstrichen noch durch die zurückhaltende Mimik von Johnny Depp und die Szenengestaltung von Tim Burton. Man hört zu, auch weil die Bilder nicht immer genau zum Text passen.

 

Die Untertitel sind übrigens überhaupt nicht störend. Sie helfen bei fehlenden Englischkenntnissen oder ergänzen diese. Ich hätte mir diese Lösung auch bei der Phantom-Verfilmung gewünscht!!

 

Was uns die Rolle des Sweeney Todd nicht erlaubt, ist ein Blick in sein Inneres, seine Beweggründe. Sweeney wirkt wie ein Psychopath, der keinerlei Mitleid kennt. Schade, dass Johnny Depp hier nicht ein bisschen mehr Freiheit in der Darstellung bekommen hat.

 

Helena Bonham Carter als Mrs. Lovett empfand ich als sehr gute Besetzung für diese Rolle – egal warum und weshalb sie diese bekommen haben mag! Es machte Spaß ihr zuzuhören, wenn sie von den Misserfolgen ihrer Fleischpasteten-Produktion erzählte oder auch über die Geschmacksvarianten sinnierte. Wie sagt eine Freundin von mir immer? „Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist“ – das passte auf die Figur der Mrs. Lovett genau. Sie wirkte im größten Dreck immer noch elegant und stolz – und ist sich für keine Drecksarbeit zu schade. Ihr Traum von einer Zukunft mit Sweeney hatte etwas liebenswert Anrührendes, dem man sich nicht entziehen konnte. Die Rolle der Mrs. Lovett ist ebenso kalt und skrupellos wie die Sweeneys, bisweilen hat sie auch lustige Szenen – düsteren, rabenschwarzen Humor allerdings!

 

Jamie Campbell Bower als Anthony war eine Überraschung – eine angenehme Überraschung. Er sang das bekannteste Lied aus dem Musical „Johanna“.

 

Jane Wisener als Johanna - ihre Stimme war einfach nur nervend! Man hoffte die ganze Zeit, dass sie nicht noch ein Solo bekommen würde.

 

Das Szenenbild:

London im 19. Jahrhundert, düster, dunkel, dreckig. Die Umgebung würde auch zu Jekyll & Hyde, Jack the Ripper oder Mary Reilly passen. Der Blick durch die dreckigen Fensterscheiben gibt den Blick frei auf Menschen, die im Elend leben. Kleine Lichtblicke gibt es nur im Traum von Mrs. Lovett.

 

Muss man den Film gesehen haben?

Meiner Meinung nach ja! Wer vorurteilsfrei reingeht, sich von der Eigenwilligkeit des Films fesseln lässt, der wird einen ganz besonderen Film erleben. Auch wenn in Kritiken immer wieder das Blutige des Films in den Vordergrund gestellt wird, darf man sich davon nicht abschrecken lassen. Ich empfand diese Blutorgien so unnatürlich, dass ich darüber nur grinsen konnte.

Der schwarze, tiefgründige Humor, die schauerliche Geschichte, die schwierige Musik von Sondheim, die teils rasante Kameraführung, die trostlos wirkende Kulisse, die herrlich passenden Kostüme und die grandiosen Schauspieler ergeben eine geniale Mischung.

 

Sicher keine leichte Kost, aber wer ihn ohne Vorurteile ansieht, wird es nicht bereuen. Der Film ist freigegeben ab 16 Jahren – und das ist auch gut so.

 

Gudrun Kauck, 09.03.2008