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Unsere Musicalbesuche 2009

 

C A B A R E T

Burgfestspiele Bad Vilbel

08.06.2009 – Hauptprobe

 

Buch: J. Masteroff  - Musik: J. Kander - Texte: F.Ebb

 

Wir durften in diesem Jahr eine Hauptprobe des Musicals „Cabaret“ besuchen. Deshalb mein Bericht noch vor der offiziellen Premiere:

 

Der Conferencier (Matthias Pagani) begrüßte die Zuschauer mit dem bekannten Lied „Willkommen, Bienvenue, Welcome“. Maskenhaft geschminkt, mit Zylinder und Gehstock und einen offensichtlichen steifen Bein. Wir befinden uns im Berlin der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts in einer Nachtbar, dem Kit-Kat-Club, der international besetzt ist. Damen aus allen Ländern arbeiten hier und alles „Jungfrauen“. Der Conferencier und die Damen vermitteln aber eher den Eindruck eines zwielichtigen Milieus.

 

Ernst Ludwig (Thomas Schweins) kommt mit der Bahn aus Paris zurück. Auf der Reise hat er einen Amerikaner kennen gelernt, dem er nun Berlin schmackhaft machen möchte. Dass er den Amerikaner ausgenutzt hat und ihm am Zoll seine Schmuggelware untergeschoben hat, ahnt der bisher noch nicht. Clifford Bradshaw (Alen Hodzovic) ist Schriftsteller und möchte in Berlin seinen ersten Roman schreiben. Viel Geld hat er nicht, deshalb empfiehlt ihm Ludwig die Pension von Fräulein Schneider. Da Bradshaw seinen Unterhalt verdienen muss, will er nebenbei Englischunterricht geben und hat in Ernst Ludwig auch gleich seinen ersten Schüler gefunden.

 

Fräulein Schneider (Marina Edelhagen) preist ihr schäbiges Zimmer (....“sogar mit Schreibtisch“) an. Eigentlich soll das Zimmer ja 100 Mark kosten, aber sie überlässt es Clifford Bradshaw für 50 Mark – „50 Mark haben und nicht haben sind ja auch wieder 100 Mark“. Fräulein Schneider singt: „Denn der Tag fängt an und der Tag hört auf....“ (So what?)

 

Eine kräftig gebaute, lebenslustige Berlinerin im rosa Morgenmantel betritt die Bühne und reklamiert, dass das Wasser schon wieder nicht funktioniert. Fräulein Kost (Sissy Staudinger) wohnt auch in der Pension und hat gerade Besuch von ihrem „Cousin“, einem Matrosen – aber sie zeigt auch Interesse an dem Neuzugang Bradshaw, was Fräulein Schneider aber sofort unterbindet.

 

Herr Schultz (Michael Hiller), ein Obsthändler, sucht nach Fräulein Schneider und man merkt sofort, dass da mehr ist, als nur der gelegentliche Besuch wegen einer Obstlieferung.

 

Abends geht Cliff Bradshaw in den „Kit-Kat-Club“ und lernt dort den Star des Abends kennen: Sally Bowles (Natalya Bogdanis), eine junge Dame aus England. Sally singt bei ihrem Auftritt, dass man ihrer Mama nicht verraten soll, dass sie nicht im Internat in der Schweiz sondern hier ist: „Erzähl nichts Mama“ (Don’t tell Mama).

 

Cliff stellt sich bei Sally vor und beeindruckt sie mit seinen Englischkenntnissen. Sally beantwortet ihm aber keine Fragen, sondern weist darauf hin, dass sie ihm nur freiwillig etwas erzählen würde. Er akzeptiert. Sally stellt auch ihren Freund Max vor, der diese Woche ihr Freund ist.

 

Da betritt das „Alte Jahr“ die Bühne. Der Conferencier mit einem alten Umhang und einer verpfändeten Uhr weist darauf hin, dass das alte Jahr nur noch 3 Minuten dauern wird. Zynisch weist das „Alte Jahr“ darauf hin, dass man im neuen Jahr besonderen Wert auf das richtige Parteibuch legen würde.

Nach Mitternacht betritt das „Neue Jahr 1933“ im Strampelanzug die Bühne – wieder der Conferencier in Verkleidung. Er weist darauf hin, dass er – das kleine neue Jahr - nicht in der Scheiße sitzen gelassen werden möchte, aber so oft man die Windeln auch wechseln würde – sie blieben immer braun. Und als er die Knöpfe der Strampelhose öffnet erkennt man das Hakenkreuz.

 

Ernst Ludwig hat seine erste Unterrichtsstunde in Englisch bei Cliff, als Sally mit ihrem Koffer in das Zimmer stürmt und verkündet, dass sie nun hier einziehen wird. Fräulein Schneider ist sofort zur Stelle und will den Damenbesuch unterbinden, aber nachdem die Miete auf 85 Mark erhöht wird, willigt sie ein, dass „Frau Bradshaw“ einziehen darf.

Sally mit ihrem Temperament überrollt Cliff förmlich. Als erstes bietet sie ihm eine „Prärieauster“ (Ei mit Cognac und Worchester-Sauce) an – Cliff stellt erstaunt fest, dass das ja nach Pfefferminz schmecken würde. Kein Wunder, denn Sally hat einen Zahnputzbecher als Glas verwendet.

Sally findet auch ein Buch, dass Cliff gerade liest: Mein Kampf. Er verteidigt sich, dass er nur etwas über das Land erfahren möchte. „Ein einmalig himmlisches Girl“ (Perfectly Marvelous) singt Sally mit Cliff zusammen und damit ist für sie klar, dass Cliff kein einsamer Mann mehr ist J

 

Der Conferencier betritt mit zwei Damen die Bühne und singt davon, dass ein Mann auch schon mal zwei Mitbewohnerinnen haben könne – „Zwei Damen“ (Two Ladies).

Die Szene wird nur mit einem roten Tuch gespielt, aber durch die angedeuteten Bewegungen hinter dem Tuch, weiß man genau, was gemeint ist.

 

Fräulein Kost hat wieder Besuch von einem Seemann – diesmal ist es ihr „Bruder“. Fräulein Schneider ist entsetzt und will den Männerbesuch verbieten. In „Baaliena“ Dialekt meint Fräulein Kost ganz trocken, dass die Matrosen sie besuchen müssen, weil sie sonst keine Miete mehr bezahlen kann und ausziehen muss. Das kann sich Fräulein Schneider aber nicht leisten. Man einigt sich – Fräulein soll sich einfach nicht erwischen lassen J

 

Herr Schultz, der Obsthändler, kommt zu Besuch zu Fräulein Schneider und schenkt ihr eine Ananas. Herr Schultz und Fräulein Schneider singen „Die Ananas“ – und man kommt sich näher.

Im Flur begegnen sich Herr Schultz und Fräulein Kost. Seine Ausrede, dass er einen Groschen suchen würde, kontert sie mit: „Und ich suche 5 Mark“.

Fräulein Schneider und Herr Schultz singen dann noch gemeinsam vom „Morgigen Tag“, er im Flur, sie in ihrem Zimmer.

 

Cliff ist von Berlin begeistert. Er fühlt sich wie auf einem brodelnden Vulkan und denkt, dass er nun seinen Roman schreiben kann. Da gesteht ihm Sally, dass sie schwanger ist, was er überrascht aber freudig aufnimmt. Er denkt auch sofort an Heirat – „Wer will schon wach sein?“ (Why should I wake up?). Ihre wirtschaftliche Situation bringen Cliff und Sally dann auf die Idee, dass er für Ernst Ludwig nach Paris fahren kann und von dort wieder Geld für Nazis einschmuggeln wird.

Im Kit-Kat-Club singt man davon, dass „Money makes world go round“.

 

Fräulein Kost hat wieder einmal Herrenbesuch. Sie weist darauf hin, dass sie ja nur ihre vaterländische Pflicht erfüllen würde. Sie trifft auf Herrn Schultz und Fräulein Kost, die sich ertappt fühlen und spontan verkünden, dass sie heiraten wollen. Später braucht sie aber doch noch etwas Bedenkzeit. Noch ehe sie eingewilligt hat, ihn zu heiraten, singen Herr Schultz und Fräulein Schneider von „Heirat“ (Married). Sie willigt dann ein und der überglückliche Schultz verkündet lauthals das „!freudige Ereignis“. Man will eine große Verlobungsfeier veranstalten.

 

Im Obstladen von Herrn Schultz treffen dann auch alle fröhlich zusammen, sogar Fräulein Kost hat sich den Abend frei genommen. Sally und Cliff schenken den Verlobten eine Glasschale, damit das Obst immer einen würdigen Platz hat.

 

Im Überschwang singt Herr Schultz ein jüdisches Lied – „Mischnick“. Noch während Schultz singt, ändert sich die Stimmung. Fräulein Kost und Ernst Ludwig erkennen, dass Schultz Jude ist und dass es in dieser Zeit nicht gut ist, einen Juden zu heiraten. Fräulein Kost singt dann: „Der morgige Tag ist mein!“ – das Lied klingt zuerst nach einem alten Volkslied, aber bald merkt man, dass ein anderer Sinn dahinter steckt. Ernst Ludwig und einige andere stimmen mit ein und schon bald sieht man deutlich, wer auf welcher Seite steht..........

 

Der zweite Akt beginnt im Kit-Kat-Club, wo die jungen Tänzerinnen nun braune Uniformen tragen.

Obsthändler Schultz ist in seinem Laden und füllt die Glasschale, die sie zur Verlobung geschenkt bekommen haben, mit frischem Obst, als Fräulein Schneider dazu kommt. Sie druckst erst etwas herum, aber dann löst sie die Verlobung. Als Grund gibt sie die Nationalsozialisten an, die nun überall auftauchen – und wenn sie dann mit einem Juden verheiratet wäre, würde sie keine Zimmer mehr vermieten dürfen. „Unser Traum in grau wird so himmelblau“  singen beide gemeinsam, als ein Stein durch die Scheibe geworfen wird, Schultz wiegelt ab, aber Fräulein Schneider lässt sich nicht beruhigen – sie nimmt das Obst aus der Schale und löst die Verlobung.

 

Der Conferencier kommt zusammen mit einem Affen auf die Bühne und singt: „Säht ihr sie mit meinen Augen“ (If you could see her through my eyes). Er schildert darin seine Frau in den schönsten Farben als liebstes und schönstes Wesen – dass sie in diesem Fall ein Affe ist, merkt er nicht. „Ist es ein Verbrechen, sich zu verlieben?“ bleibt als Frage im Raum stehen.

 

Sally Bowles ist alleine im Zimmer und ist nachdenklich. „Vielleicht diesmal, wenn ich Glück hab“ – sie denkt über ihre Beziehung zu Cliff nach und hofft, dass er zu ihr stehen wird.

 

Cliff sucht nach Arbeit und kann nichts finden. Die jungen Leute brauchen aber Geld zum Leben. Fräulein Schneider bringt die Obstschale zurück und erklärt, warum sie die Verlobung gelöst hat. „Wie geht’s weiter“ singt sie und klagt dabei ihr Leid.

Cliff zieht seine Schlüsse und beschließt nach Amerika auszuwandern. Er will alles verkaufen – sogar seine Schreibmaschine. Er hat erkannt, dass es für ihn hier nicht weitergeht. Sally will das aber nicht und möchte lieber noch in Berlin bleiben. Anstatt zu packen, wie Cliff es gewünscht hat, verkauft sie ihren Mantel und lässt das Kind abtreiben.

Ein neues Angebot von Ernst Ludwig lehnt Cliff ab, auch als der die Summe erhöht. Ernst Ludwig verliert die Fassung und gerät mit Cliff in eine Schlägerei.

 

Sally tritt wieder im Kit-Kat-Club auf und singt das bekannte Lied „Cabaret“.

Obwohl Natalja das Lied sehr gut gesungen und getanzt hat, fehlte mir die Melone und der Gehstock. Diese markantesten Merkmale – außer den Strapsen – sollten wirklich nicht fehlen!

 

Herr Schultz kommt nochmal zu Cliff und will sich verabschieden. Er zieht in eine andere Ecke von Berlin. Als er erfährt, dass Cliff und Sally nach Amerika auswandern wollen, gesteht er, dass er auch darüber nachgedacht hätte, aber er ist der Meinung, das alles gehe vorbei. Und er sei ja schließlich ein Deutscher. Sein Abschiedsgeschenk, Sevilla-Orangen, lässt er da. Cliff wünscht ihm „Massel“ (Glück).

 

Cliff drängt Sally zur Abreise, aber sie zögert ihm zu gestehen, was sie gemacht hat. Erst als Cliff merkt, dass sie ihren Mantel nicht mehr hat, wird ihm klar, dass sie abgetrieben hat. Sally weiß, dass sie zu keiner Beziehung fähig ist und schickt Cliff alleine nach Amerika.

Er gibt ihr eine letzte Chance und lässt die Fahrkarte nach Paris da, wo sie ihn noch eine Woche finden könne. Sie verabschieden sich und Cliff geht. Auf dem Weg zum Bahnhof kommen ihm noch einmal all die Menschen von Berlin in den Sinn, denen er begegnet ist. „Wer berührt mich?“ singt er traurig.

 

Als Ernst Ludwig sich verabschiedet und ihm eine gute Reise wünscht, meint Cliff, dass es unwahrscheinlich sei, dass er noch einmal zurückkommen wird.

 

Der Conferencier stimmt wieder sein „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ an. Zynisch bestätigt er, dass alles hier „wunderschön“ ist. In einer Rückblende sehen wir Obsthändler Schultz und Fräulein Schneider, die in kurzen Sätzen alles zusammenfassen, was ihre Geschichte ausgemacht hat – „Was bin ich denn letzten Endes – ein Deutscher“. Sally erinnert sich an Chelsea, Fräulein Kost hat ihre „vaterländische Pflicht“ getan usw.

Das Ende ist kurz und knapp: „Auf Wiederseh’n, A Bientôt, Gute Nacht“

 

Besetzung:

 

Sally Bowles

- Britta Balzer

Sally Bowles (Cover)

- Natalja Bogdanis

Conferencier

- Matthias Pagani

Clifford Bradshaw

- Alen Hodzovic

Fräulein Schneider

- Marina Edelhagen

Herr Schultz

- Michael Hiller

Fräulein Kost

- Sissy Staudinger

Ernst Ludwig

- Thomas Schweins

Girl/Affe

- Nicole Gütling

Ensemble:

Sebastian Coors, Manja Kloss, Tim Ludwig, Mareike Hüsing

 

Regie

- Egon Baumgarten

Musik. Leitung

- Thomas Lorey

Ausstattung

- Thomas Pekny

Choreographie

- Mecki Fiedler

 

Mein Eindruck:

Ich kannte weder die Bühnenversion noch die Filmversion dieses Musicals – vielleicht weil eine zeitlang Liza Minnelli zu oft damit im Fernsehen war und später dann auch noch Ute Lemper. Außerdem habe ich Probleme mit Stücken, die sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Für mich gehört dieser Teil der deutschen Geschichte nicht in die Abteilung „Unterhaltung“. Warum also auch immer – ich hatte es vorher noch nicht gesehen!

 

Das Musical „Cabaret“ beruht auf den wahren Erlebnissen des Engländers Christopher Isherwood, der von 1929-33 in Berlin lebte. Seine Erlebnisse in Berlin schrieb er auf und sagte darüber: „Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, nehme nur auf, registriere nur, denke nichts.“ So kann er aus der Sicht eines Beobachter die Geschehnisse im Berlin der Vor-Nazizeit distanziert schildern.

 

Die Bad Vilbeler Inszenierung interessierte mich dann aber doch. Die Kulisse der „Burg“ ähnelte der Kulisse vom Vorjahr – zwei seitliche Drehbühnen, einige Türen und Stühle. Den Rest muss das alte Gemäuer selbst erledigen J.In der Atmosphäre des Burghofs wirken auch die nachdenklicheren Stücke, auch weil die Besetzung in Bad Vilbel immer sehr passend ausgewählt wird – so auch in diesem Jahr.

 

Die Kostüme passten in die Zeit, wenn es auch insgesamt alles etwas bieder wirkte. Die Kit-Kat-Mädchen hatten sie bekannten Straps an, aber das war’s auch schon.

 

Mir fehlte teilweise während des Stück ein bisschen der Zusammenhang. Die einzelnen Szenen hatten nicht immer Bezug zueinander, z.B. kam der Affe für mich ohne Zusammenhang. Doch, ich hab schon verstanden, was das Lied „If you could see her through my eyes“ aussagen soll, aber vorher wusste man ja nicht viel über den Conferencier, der nun plötzlich mit Frau erscheint.

Sehr aussagestark fand ich die Szene, in der Obsthändler Schultz sein „Mischnick“-Lied singt. Ohne Worte spürt man, wie langsam die Stimmung unter den Gästen umschlägt. Das macht nachdenklich.

Während im ersten Akt des Stückes (der fast 90 Minuten dauerte) noch heitere Stimmung herrschte, war im zweiten Akt davon nichts mehr zu spüren. Man wird sehr nachdenklich und mit bedrückter Stimmung in die Nacht entlassen.

 

Ich fand das Stück besser als erwartet – nicht von der Aufführung her, die in Bad Vilbel immer ausgezeichnet ist – sondern vom Musical selbst. Die bekannten Lieder wie „Cabaret“ oder „Willkommen...“ vermitteln eher den Eindruck eines oberflächlichen Szenestücks. In Wirklichkeit wird das Berlin der 30er-Jahre sehr nachdenklich, aber aus amerikanischer Sicht gezeigt und ein anderer Blickwinkel kann nie schaden!

 

Wir werden uns das Stück bestimmt nochmals ansehen, denn es gibt sicher noch einiges zu entdecken, was auf den ersten Blick nicht aufgefallen ist.

 

Die Darsteller:

 

Sally Bowles – Natalja Bogdanis

Eigentlich ja nur Cover, aber in der von uns besuchten Vorstellung in der Hauptrolle. Stimmlich sehr überzeugend, auch wenn teilweise noch eine Steigerung möglich gewesen wäre, aber wir haben bisher ja auch „nur“ eine Probe besucht. Darstellerisch erscheint sie mir aber etwas zu bieder, zu wenig das leichte Mädchen.

 

Der Conferencier – Matthias Pagani

Gehört er schon zum Inventar in Bad Vilbel? Nein, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber er spielt ja nun seit einigen Jahren bei den Burgfestspielen mit. Seine klare Stimme und sein übertrieben geschminktes Gesicht, passten sehr gut zur Rolle. Dass er über viel Humor verfügt, zeigt er sonst ja nur in den Revuen, aber in diesem Jahr kann er den Humor auch im Musical einsetzen – teilweise beißender Humor, aber sehr gut rübergebracht.

 

Clifford Bradshaw – Alen Hodzovic

Er spielt den treuherzigen Schriftsteller, der als Junggeselle nach Berlin kommt, um sich vom Flair der Weltstadt inspirieren zu lassen. Alen spielt die Rolle zuerst eher schüchtern-zurückhaltend, später dann aber auch nachdrücklich und ernst – besonders gut fand ich den ersten Teil, als er noch nichts von der beginnenden Nazi-Herrschaft ahnt. Der Wandlung vom eher schüchternen Jungen zum selbstbewussten, handelnden Mann ist gut gelungen. Stimmlich und darstellerisch konnte uns Alen wieder einmal überzeugen!

 

Fräulein Schneider – Marina Edelhagen

Sie spielte das hagere, ewige Fräulein sehr überzeugend. Stimmlich sehr gut besetzt, aber für mich erstaunlich, dass sie so viele Gesangsnummer hatte.

 

Herr Schultz – Michael Hiller

Er überzeugte uns vom ersten Moment an! Sein jüdischer Obsthändler war liebenswert und natürlich. Auch die Stimme von Michael Hiller konnte überzeugen und passte in den Duetten sehr gut zur Stimme von Frl. Schneider J

 

Fräulein Kost – Sissy Staudinger

Die Bewohnerin der Pension von Fräulein Schneider, die immer dann auftaucht, wenn man nicht damit rechnet. Direkt und ohne Schnörkel – wie man sich die Berliner vorstellt – und mit dem typischen Berliner Zungenschlag bringt sie die Zuschauer bei jedem Auftritt zum Lachen. Es ist aber auch zu lustig, wenn sie die ständig wechselnden Matrosen (eigentlich sind es ja nur zwei verschiedene) als Bruder, Cousin oder sonstige Verwandte vorstellt oder ihre „vaterländische Pflicht“ erfüllt.

Stimmlich an Zarah Leander erinnernd singt sie dann auch die Hymne „Der morgige Tag ist mein!“  – und auch der letzte Zuschauer wird nun verstehen, was gemeint ist.

Sissy ist wie immer überzeugend in ihrer Rolle. Sie spielt nicht, sie lebt ihre Rollen und das macht sie so überzeugend und einzigartig. Klasse!

 

Gudrun Kauck, 09.06.2009

 

>>> Fotos vom Schlussapplaus 22.07.2009

>>> Fotos vom Schlussapplaus 24.07.2009

 

 

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Fotos aus der örtlichen Presse: “Wetterauer Zeitung”