Die Schöne und das Biest Berlin, Theater am Potsdamer Platz 02. und 04.August 2007 |
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Eigentlich wollte ich mir nach der Enttäuschung in Oberhausen
dieses Stück gar nicht mehr ansehen. Manchmal kann es aber auch gut sein,
wenn man sich ein Stück mal „nur“ wegen einem bestimmten Darsteller ansieht –
in diesem Fall Jan Ammann, der in Berlin für den krankheitsbedingt
verhinderten Yngve Gasoy Romdal eingesprungen war. Die beiden Vorstellungen,
die wir in Berlin gesehen haben, waren von einer ganz anderen Qualität als
Oberhausen und alleine schon die Reise nach Berlin wert! Das Theater am Potsdamer Platz liegt inmitten von vielen
Einkaufspassagen, Kinos, Gaststätten und Theatern. Wenn man einmal dort war,
findet man sich ganz gut zurecht – aber den Eingang zu dem Ganzen zu finden,
ist beim ersten Versuch gar nicht so einfach. Wir waren ohne Karten gekommen und haben ohne Probleme
noch Karten in Reihe 1 und 2 bekommen – zu einem Super-Sommerpreis. Man
sollte es öfter mal einfach drauf ankommen lassen, denn wir haben sicher 50%
weniger bezahlt, als wenn wir von zu Hause aus gebucht hätten. Da es keine Besetzungslisten gibt und man den
Besetzungs-Bildschirm auch nicht einsehen kann, muss man sich leider
überraschen lassen, wer spielen wird. Schade, denn wenn ich wegen einem
bestimmten Darsteller anreise, dann möchte ich auch wissen, ob er spielt, ehe
ich viel Geld für eine Karte ausgebe! Das Theater ist schön gemacht – sehr modern, sehr viel
Glas und Kunst. Mich erinnerte es ein wenig an das Theater in Oberhausen. Zum
Glück waren dann aber keine schwarzen Tücher gespannt, um leere Plätze zu
kaschieren, wie im Oktober in Oberhausen. Voll war es nicht, aber gut
besucht. Leider hat man bei der großzügigen Planung aber vergessen, dass
viele Menschen auch viele Toiletten benötigen. Es gab in der Pause eine
Schlange durch das halbe Foyer zum einzigen „Örtchen“ im ganzen Haus. Die Besetzung: |
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Das Biest |
Jan Ammann |
Belle |
Leah Delos
Santos |
Lumière |
Karim Khawatmi
(Donnerstag) Uli Scherbel
(Samstag) |
Gaston |
Kevin Kraus |
Madame Pottine |
Barbara
Raunegger |
Herr von Unruh |
Claus Dam |
Lefou |
Bernd Julius
Arend |
Madame de la Grande
Bouche |
Tersia Potgieter |
Babette |
Natacza Soozie Boon |
Die erste Szene ist ja gleich eine Szene mit dem Biest (Jan
Ammann) und so konnten wir gleich feststellen, ob uns dieses Biest
gefallen wird oder nicht. Es gefiel uns J. Jan Ammann spielt die Rolle
eigentlich so, wie man sie sich vorstellt. Er wirkte auf mich wie die Figur
im Zeichentrickfilm – sicher war er böse, denn er ist ja ein Biest, aber das
wirkt eher so, als müsse er böse sein, weil er eben ein Biest ist. Da Jan sehr groß ist und als Biest auch noch erhöhte
Prankenschuhe an den Füßen und Hörner auf dem Kopf hat, wirkt er schon durch
seine Größe sehr bedrohlich. Er kann sich aber trotz des Kostüms sehr gut
bewegen, tänzelt manchmal fast mit den riesigen Füßen und hüpft ohne Probleme
auf die Armlehnen seines Sessels – und natürlich nur, um sich dadurch Respekt
zu verschaffen, knurrt er dazu auch noch ganz bedrohlich. Er ist immer davon überzeugt, dass er das Richtige macht –
bekommt aber auch sofort Zweifel, wenn die anderen Hausbewohner ihn darauf
aufmerksam machen, dass er einen Fehler gemacht hat. Da guckt er dann so
irritiert und knurrt sich wieder in seinen dicken Bart, dass man nur grinsen
kann – geht gar nicht anders. Eigentlich haben die anderen Hausbewohner –
Kerzenleuchter, Uhr, Staubwedel, Kommode – ganz gehörigen Respekt vor ihrem
herzlosen Vorgesetzten, aber da alle davon abhängig sind, dass sich eine Frau
vielleicht doch noch in dieses Monster verliebt, geben sie sich alle Mühe ihn
auf den richtigen Weg zu bringen. Als er Belle in seinem Schloss gefangen
hält, soll er sie zu einem Essen einladen, aber er kennt keine andere Art als
Befehle auszuteilen – nun muss er lernen zu bitten. Von Unruh und Lumiere
stehen hinter ihm und spielen Soufleur. Das Biest tänzelt verschämt von einem
Fuß auf den anderen und spricht brav nach, was die anderen vorsagen – nur das
eine Wort bringt er nicht über die Lippen – „bitte“. Er versucht es, aber
mehr als „b..“ geht nicht, hilfesuchend blickt er sich um, aber die Herren
sind unerbittlich. „Bi.. nein, es geht nicht!“ Die Bedrohung durch von Unruh
und Lumiere rückt näher und so schreit er schließlich doch das verhasste Wort
„bitte“. Als es raus ist, ist er mehr als stolz auf sich und möchte von den
anderen gelobt werden. Das war so nachvollziehbar gespielt, richtig
liebenswert wirkte das bedrohliche Biest durch Jan Ammann. Diese Szene nur als ein Beispiel – so spielte er alle Szenen:
liebenswert böse am Anfang, dann verzweifelt, aber auch verliebt. Die Szene
in der Galerie wenn Belle vorliest – da merkte man so richtig, wie er immer
weicher wird und so gar nichts böses mehr an ihm ist. Gesungen hat er natürlich auch! Und das so überzeugend wie
schon bei Ludwig. Für uns stellt sich immer wieder die Frage, wo hat dieser
Mann diese Stimme?? „Wie kann ich sie lieben“ war dann auch wirklich ein
Gänsehautlied, mit dem wir in die Pause geschickt wurden. Die Verzweiflung,
die man trotz der Maske schon im Gesicht gesehen hatte, nun auch noch gesanglich
dargestellt – absolut spitze! Und nach der Verwandlung dann auch noch ein schöner Prinz –
mehr geht eigentlich nicht! Für mich eine absolut überzeugende Leistung von Jan Ammann – in
beiden Vorstellungen. Ich kann nur sagen: „Danke, dass du mir die Freude an
dem schönen Stück zurückgegeben hast.“ Jan Ammann hatte den König Ludwig abgelegt – nur seine Stimme
erinnerte uns manchmal noch ein ganz kleines bisschen an seine Paraderolle. Belle war in beiden Vorstellungen Leah Delos Santos. Sie
hat die Rolle schon so oft gespielt, dass sie schon fast zur Belle geworden
ist. Sie sieht aber auch genau so aus, wie man sich nach dem Zeichentrickfilm
die Belle vorstellt. Sie hat auch wieder sehr schön gespielt – da merkte man
nichts von Routine. Ich habe aber ein bisschen Probleme mit der Stimme von
Leah. Eigentlich ist die mir zu tief für Belle und sie hatte auch leichte
Probleme mit ihrer Stimme – nicht jeder Ton saß. Das kennt man eigentlich
nicht von ihr. Als Lumière hatten wir am Donnerstag Karim Khawatmi.
Genial! Selten einen so charmant-schleimigen Verführer gesehen – sein
„Ohlala, Babette“ klingt mir noch immer im Ohr. Am Samstag spielte dann Uli Scherbel die Rolle –
ebenfalls sehr gut, vielleicht nicht ganz so schleimig, dafür aber etwas
besser im Tanz. Ich weiß nicht, wen ich aussuchen würde, wenn ich die Wahl
hätte – beide sehr gut! Herr von Unruh (Claus Dam) war wieder die leicht
hektische Standuhr, die als Majordomus den ganzen Haushalt unter Kontrolle
hat und manchmal leicht überfordert wirkt. Klasse gespielt von Claus Dam, dem
diese Rolle auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Babette (Natacza Soozie Boon), die Kammerzofe, die in
einen Staubwedel verwandelt wird. Goldig gespielt und mit dieser markanten
Stimme sehr gut besetzt. Erstaunlich war für uns, dass Natacza diese Stimme
aber auch im normalen Leben hat J. Wie immer sehr gut in ihrer Rolle als Kommode war Tersia
Potgieter, ebenso wie Bernd Julius Arend in der Rolle des Lefou. Die Rolle des unbeliebten Gaston spielte in beiden Vorstellungen
Kevin Kraus. Wir kannten ihn ja schon vom Backduell, als er gegen Ian
Jon Bourg angetreten war. Schon da war klar, dass der Mann sehr groß sein
muss. Der ist sogar unglaublich groß – noch größer als Jan und dazu noch sehr
gelenkig, keineswegs so steif, wie man das manchmal bei sehr großen Menschen
oft sehen kann. Er hat ohne Probleme mit seinen kleineren Tanzkollegen
mitgehalten und dabei auch noch
toll gesungen. Für uns eine sehr positive Überraschung. Insgesamt ein sehr stimmiges Ensemble, das das Disney-Biest
überzeugend gespielt hat. Sicher handelt es sich in Berlin um die
geschrumpfte Version, aber mit dieser tollen Besetzung war das überhaupt
nicht negativ zu sehen. Der Schwung hielt von Anfang bis zum Ende an, es kam
keine Langeweile auf! Die Kulissen sind recht einfach gehalten und auch das Ballett
ist kleiner als in der Stuttgarter Version. Uns hat es an diesen beiden
Abenden nicht gestört. Das Stück lebt von einer erstklassigen Besetzung und
die hatten wir wirklich bis in die kleinsten Rollen. SO kann ich das Biest ohne Bedenken weiterempfehlen. |
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© Gudrun Kauck/2007 |
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