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                         Die Brückeneiche

  Naturdenkmal zwischen Wächtersbach und Biebergemünd-Wirtheim

 

 

Am Fernradweg 3 zwischen Biebergemünd-Wirtheim und Wächtersbach nahe der Bundesbahnstrecke Frankfurt-Fulda zwischen den beiden Bahnwärter-Häusern stand eine uralte Eiche. Ihr Name "Brückeneiche" geht vermutlich zurück auf das 16. Jahrhundert. Die Grafen von Ysenburg in Büdingen und in Birstein hatten zu dieser Zeit Güter in Orb und Anteile an der Salzherstellung. Um bei der Produktion von Salz das Wasser aus den Solquellen in großen Pfannen so lange zu erhitzten bis alles Wasser verdampft war und nur noch das wertvolle Salz übrig blieb, wurden große Mengen Holz benötigt. Der Wald um Orb war schon zum großen Teil gerodet und konnte gar nicht so schnell nachwachsen, wie das nötig gewesen wäre. Daher auch die Bezeichnung "Orber Reißig".

 

Da kamen die großen Sturmkatastrophen von 1585 und 1588 gar nicht so ungelegen. Am Aspenhain und den zwei Zimmerbergen auf der anderen Seite des Grenzflusses Kinzig waren große Mengen Bäume durch Windbruch umgelegt. Das Gebiet zählt zum Büdinger Wald und somit zum Besitz der Grafen von Ysenburg und Büdingen - damals geteilt in Ysenburg-Ronneburg (Graf Heinrich von Ysenburg-Ronneburg regiert von 1566-1597) und Isenburg-Birstein (Graf Philipp II. regiert von 1533-1596).

Die Orber Kämmerer handelten mit den Ysenburgern einen Vertrag aus, das Holz nach Orb zu verkaufen. Um Tausende von Stämmen nach Orb zu bringen, bauten die Ysenburger eine Brücke über die Kinzig. Sie führte vom Aspenhainer Kopf über die Kinzig in Richtung Reichsstraße Frankfurt-Leipzig und dann weiter nach Orb. Die Brücke durfte aber nur für den Holztransport genutzt werden und damit Unbefugte die Zoll- und Geleitansprüche der Reichsstraße (Via Regia) nicht umgehen konnten, war sie mit einer Schranke ausgestattet. Bis 1591 wurde die Brücke genutzt. 1592 wurde sie schließlich abgebaut und nach Wächtersbach verbracht.

 

Bedingt durch den 30jährigen Krieg und Besitzerwechsel auf Seiten der Ysenburger, die später auch ihre Besitzungen in Orb aufgeben mussten, kam es lange Zeit nicht mehr zum Holztransport über die Brücke an der Brückeneiche.

 

1653 wurde die Brücke noch einmal aufgebaut. Zwischen den Salzverwaltern von Orb und Graf Johann Ernst von Ysenburg schloss man einen Vertrag, der Holzlieferungen aus dem Büdinger Wald für sechs Jahre zusicherte.

 

Da die Brücke mehrmals abgebaut und wieder aufgebaut wurde, markierte man die Stelle - wie damals üblich - durch große Bäume, die als Wegmarke dienten. So dürfte auch die Brückeneiche zu ihrem Namen gekommen sein.

 

Foto: R.Raab/Wikimedia Commons, Lizenz: Cc-by-sa-4.0

                                                                                Die Brückeneiche im Winter  - im Hintergrund die Kinzig

 

Ob der Baum wirklich ca. 500 Jahre alt wurde oder vielleicht zwischenzeitlich ersetzt wurde, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Das von Baumfachleuten geschätzte Alter betrug ca. 300 Jahre. Die Eiche mit der Bezeichnung "Brückeneiche" wurde als Naturdenkmal gemäß Bundesnaturschutzgesetz geschützt -50° 13′ 44,2″ N, 9° 16′ 21,7″ O.

2020 stellte man dann fest, dass die eigentlich noch gesund wirkende ca. 20 m hohe Stiel-Eiche mit einem Stammumfang von ca. 5 m durch Pilzbefall (Flacher Lackporling) geschädigt und deshalb nicht mehr standsicher ist. Im Oktober 2020 wurde die Brückeneiche gefällt.

 

 

 

 

Die Fotos der gefällten Brückeneiche wurden mit von Wolfgang Seitz zur Verfügung gestellt - Danke!

 

 

* Geschichtlicher Hintergrund:

HGV-Wächtersbach 2011 - Dr. Jürgen Ackermann: "Sole und Holz. Ysenburg-Büdingen und das Salzwerk Orb"

 

Gudrun Kauck2021

 

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