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Die Reste der Stadtbefestigung – Die Stadtmauer

 

Die Stadtbefestigung von Gelnhausen

im Mittelalter und heute

 

 

 

An der Kreuzung Philipp Reis-Straße / Berliner Straße steht ein noch gut erhaltenes Stück

der alten Stadtbefestigung von Gelnhausen – Stadtmauer mit überdachtem Wehrgang.

Auf dem Foto von 1980 kann man links im Hintergrund noch die alte Gelnhäuser Stadthalle erkennen.

 

Die Stadtbefestigung von Gelnhausen:

 

Wahrscheinlich begann man mit dem Bau eines Befestigungsringes um die Stadt noch während der Herrschaft von Kaiser Friedrich Barbarossa (1122-1190).  Die Ummauerung einer Stadt war ein wichtiger Anreiz  für neu zu gewinnende Siedler und eines der Privilegien der Stadtbewohner. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass der Bau der Kaiserpfalz und die Errichtung der Stadtbefestigung für Gelnhausen  in engem Zusammenhang stehen.  Reste der staufischen Stadtmauer findet man noch in der Nähe vom Holztor und vom Halbmond. 1257 muss schon eine Mauer vorhanden gewesen sein, denn König Richard musste versprechen, „innerhalb der Mauern“ keine Befestigung anzulegen.

 

Die fünf Stadtausgänge (Haitzertor [Heyczertorn], Schmidttor, Rutberter-Tor (auch Rupertertor), Röthertor [Rodertorn] und Holztor [ynern Holztorn]) waren mit einer Zugbrücke ausgestattet, aber anfangs noch ohne Türme. Ursprünglich bildeten Zinnen den Mauerabschluss, später wurde ein überdachter Wehrgang (siehe Foto oben) aufgesetzt. Auf die Tore wurden noch im 13. Jahrhundert einfache Türme aufgesetzt, die mit Fallgattern gesichert wurden.

 

Im 14. Jahrhundert wurden auch die südlichen Stadtteile – Stadtmühle und Schiffswasen – in den Schutz mit einbezogen werden.  Diese äußere Stadtmauer ist nun ca. 1520 m lang und ca. 1 m stark – die älteren Mauerteile sind dagegen 1,60 m stark. Die Mauern passen sich dem teilweise stark abschüssigen Gelände an und  sind daher verschieden hoch – durchschnittlich ca. 7 m. Der Schutz bestand aus Mauer, Zwinger, Wassergraben und Wall.

 

Im 15. Jahrhundert erhielt die Stadt die Erlaubnis, Mauern und Türme zu erneuern und auch teilweise noch Babakanen (Vortore) zu errichten. Wegen der Angriffe der Hussiten waren stärkere Befestigungen und Bestückung der Türme mit Kanonen erforderlich geworden. Der Hexenturm, der zuvor eine einfache Bastion war, wurde in der noch heute erhaltenen Form ausgebaut. Er sicherte die Brücke zur Kaiserpfalz und den östlichen Talausgang. Außerhalb der Stadtmauer wurde noch eine zusätzliche Dornenhecke angelegt.

 

Von den Türmen ist der wahrscheinlich älteste der Buttenturm [Alter Torn] – bereits 1358 erwähnt.

Besonders befestigt war das Schifftor[Schifftorn], das besonders stabile Mauern und doppelte Tore aufweist. Im Verteidigungsfall wurde es komplett verbarrikadiert. Es war mit Kanonen ausgerüstet.

Der jüngste der Befestigungs- und Verteidigungstürme ist der 1478 fertiggestellte Hexenturm – auch Gacken- oder Fratzenstein genannt. Er steht hinter der Stadtmauer und war durch den Wehrgang mit dieser verbunden.

Der Halbmond (1535 Aulentorm, 1569 Oberer Turm genannt) steht vor dem bestehenden Wehrgang und konnte dadurch die Stadtmauer auch von außen sichern.

 

Die Bürger selbst waren zur Verteidigung verpflichtet. Jeder Bürger hatte sich auszurüsten, 1565 z.B. mit Harnisch – bestehend aus Rück, Krebs, Kragen, Bickelhaube und Beinschienen - Pulverhorn und „alt bös“ Feuerbüchs.

 

Im 15. und 16. Jahrhundert begann mit dem Niedergang der Kaiserpfalz auch der langsame Niedergang der ehemals Freien Reichsstadt Gelnhausen. Schon vor dem 30-jährigen Krieg war man kaum mehr in der Lage, die Stadt wirksam zu verteidigen. Der 30-jährige Krieg richtete in Gelnhausen schwerste Schäden an und entvölkerte die Stadt für Jahrzehnte.

 

1765 begann man damit, die Stadtmauer und vier Türme (Schmidttor, Rupertertor, Inneres Röthertor, Burgtor) abzutragen. Der Abriss des Röthertor (Röthertor-Bastion) erfolgte 1834, beim Haitzertor wurde 1822 die Straße um das Tor herum verlegt, weil die Durchfahrt zu eng für die Wagen geworden war.

 

Obwohl die Gelnhäuser Stadtmauer fast ganz aus dem Blickfeld verschwunden ist, kann man die Ummauerung bei genauen Hinsehen noch erkennen. Die Türme lassen noch deutlich zu erkennen, wo eine dicke Mauer einst dem Schutz der Stadtbewohner diente >> siehe Übersichtsplan

 

Am Hexenturm steht noch ein Stück der alten Stadtmauer

 

Die Reste der Stadtmauer an der Philipp-Reis-Straße

 

 

Den Verlauf der Stadtmauer kann man sich recht gut vorstellen,

wenn man die Verbindung zwischen dem Rest der Stadtmauer (links)

und dem Buttenturm im Hintergrund herstellt.

Das später abgetragene „Röthertor“ befand sich links von dem weißen Gebäude

mit dem roten Dach im Hintergrund (in der Röthergasse)

 

Dieses Stück der alten Stadtmauer befindet sich zwischen Berliner Straße und Röthergasse.

Die Stadtmauer dient hier dem angebauten Haus zur Rückwand.

 

Auch neben dem Inneren Holztor kann man noch gut den Verlauf der Stadtmauer erkennen.

Neben dem Turm ist noch der Aufgang zum Turm und zum Wehrgang erhalten.

 

G.Kauck – Jan.08

 

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